Harmonische Sammlung (Meditation)

31. „Und was, Freunde, ist Harmonische Sammlung? Da tritt ein Mönch  ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind.

Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes enthält, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind.

Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: ,Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist’, und verweilt darin.

Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt er in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Dies wird Harmonische Sammlung genannt.“[1]

In diesem letzten Glied geht es um die so genannten jhânas, die Vertiefungszustände. Es gibt Meditationslehrer, die sich ausgiebig mit diesem Thema beschäftigen und sog. „jhâna-Praxis“ betreiben. Problem: Man neigt dazu, den Fokus zu sehr auf das Erlangen von Jhânas zu legen – und ist damit in der Falle. Ich meine, Jhâna-Erfahrung macht jeder für sich oder auch nicht – es ist nicht so wichtig.

Etwas anderes ist hier wesentlich wichtiger: Man kann seinen Geist ruhig und stabil auf ein Objekt gerichtet halten, oder wie ein Besessener an ihm haften. Ist man, wie im letzten Fall, nicht gewillt, das Objekt der Betrachtung gehen zu lassen, ist dies Anhaftungskonzentration und somit disharmonische Konzentration. Richtet man aber seinen Geist harmonisch auf das Objekt, klar und friedvoll und dennoch sehr fest und stabil, so ist dies harmonische Konzentration oder Sammlung. Dies ist Konzentration, die von Achtsamkeit begleitet ist.

Es ist also weitaus wichtiger, Achtsamkeit zu entwickeln, die es erlaubt, die Dinge so zu betrachten, wie sie im jetzigen Moment geschehen, als einen besonders ruhigen Geist zu haben; ein ruhiger und friedvoller Geist entwickelt sich im Zuge der Achtsamkeits-Übung von allein. Irgendwann bleibt dann er Geist (respektive die Aufmerksamkeit des Geistes) von allein für lange Zeit auf dem Meditationsobjekt, von dem aus (wie von einem Beobachtungsposten aus) sämtliche Prozesse und Veränderungen beobachtbar werden, ohne dass der Geist ins Schlindern gerät. Auf diese Weise gerät man zwar nicht in jene Zustände, die sich anfühlen, als sei man in Baumwolle gepackt; jedoch schreitet man so und nur so auf dem Pfade der Einsicht voran.


[1] MN 141

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