Ja, ich denke, es war eine schöne freie buddhistische Hochzeitszeremonie, die ich am vergangenen Wochenende in Erlangen zelebrieren durfte – alle waren sehr zufrieden, vor allem (und das ist die Hauptsache) das Brautpaar.
Und eigentlich wollte ich an dieser Stelle posten, was mir auf der Heimfahrt für Gefühle und Gedanken kamen, und die ich direkt im ICE von Nürnberg nach Essen in meinen Laptop eingab. Darüber, dass es sich schon irgendwie merkwürdig anfühlt, für eine Stunde und zwanzig Minuten zwei wildfremden Menschen etwas zu schenken, was für den Rest ihres Lebens von Bedeutung sein wird … um dann zurück zu fahren, nach Hause, und die Autos, Häuser und Menschen ziehen an einem hinter dem Zugfenster vorbei, lauter Schicksale – freudige und traurige … fremd und doch vertraut … und man selbst … ist doch nur ständig auf der Reise – von Bahnhof zu Bahnhof, from cradle to grave …
Doch will ich von etwas anderem schreiben: Als ich heim kam fand ich in meinem Postkasten einen DHL-Abholschein vor – und wunderte mich, da ich nichts bestellt hatte. Allerdings kam ich auch erst am gestrigen Dienstag dazu, zur Post zu fahren, um das Paket abzuholen.
Als ich es zuhause öffnete, kamen ein wunderschöner Messingbuddha und eine Karte zum Vorschein. Erst jetzt kam ich auf die Idee, einmal auf den Absender zu schauen: Das Paket war von einer lieben Teilnehmerin meiner Metta-Dhammayana Dharmagruppe, die leider aufgrund einer Krebserkrankung nicht mehr teilnehmen konnte – worüber sie sehr traurig war, hatte ihr der Kurs doch viel bedeutet.
Die Karte war nicht von ihr persönlich, sondern von einem ihrer Kinder geschrieben. M. hoffe, der Buddha würde einen schönen Platz bei finden; den Kursbeitrag solle ich bitte nicht zurück überweisen, aber sie würde sich freuen, wenn ich sie noch einmal im „Lebenshaus“ besuchen käme. Ich fühlte Schweißperlen sich auf meiner Stirn sammeln, denn das „Lebenshaus“ ist ein Hospiz nahe Münster.
Es war M. offensichtlich ein großer Wunsch, mit mir noch ein wenig Zeit zu verbringen, durch mich vielleicht ein wenig Trost in den Worten Buddhas zu finden, bevor sie diese Welt verlässt. Das hat mich tief berührt und sprachlos gemacht. Fühlte sich dieser Wunsch doch als noch größeres Geschenk an, als der Messingbuddha. Und so war das Erste, was ich heute tat, mich auf mein Fahrrad zu schwingen und zum „Lebenshaus“ zu radeln. Dort angekommen eröffnete man mir, M. sei bereits am Montagabend verstorben -.-
Sie hatte mir ein Abschiedsgeschenk gemacht, und gehofft und vielleicht darauf gewartet, dass ich zu ihr käme – vergebens. Während ich in Erlangen zwei Menschen in ihr gemeinsames Glück führte, lag sie bereits im Sterben … und ich konnte ihr einen ihrer letzten Wünsche nicht mehr erfüllen. Nicht einmal ihren Angehörigen kann ich meine Kondolenz ausdrücken, da man mir im Hospiz keine Namen geben konnte … Datenschutz.
Nein, Vorwürfe mache ich mir keine. Die Dinge geschehen nun einmal, wie sie geschehen … und ich war nun einmal in Erlangen, als das Paket eintraf, und so ging es erst am Dienstag zu. Aber es bleibt das dumpfe und irgendwie leere Gefühl, für einen Menschen nicht da gewesen zu sein, als er mich brauchte.
Und mir bleibt nur, was ohnehin tägliche Praxis ist: Loslassen und in den Moment zurückfließen, Geist und Körper entspannen, lächeln, und mir und allen Wesen Metta senden … in heiterer Gelassenheit, wissensklar und achtsam … und in dem Wissen: Auch solche Dinge geschehen …
Sabbe sankhara aniccam – alles ist vergänglich