Waldgeruch

oder: Wenn aus Einsamkeit „Einsheit“ wird

Kennst Du Wald? Ich weiß, die Frage klingt etwas merkwürdig, aber nein, ich habe kein Wort vergessen. Kennst Du Wald?

Nach einer Woche reich an Extremen, an „ups“ und „downs“, deren Tiefpunkt gestern war, hatte ich heute meinen freien Tag. Und so, wie ich es mir gestern ersann, fuhr ich heute in die Natur – um 5h00 früh. Ich hatte mir nicht einmal den Wecker gestellt, ich wachte einfach so auf, wie ich es mir vorgenommen hatte … und fuhr in den Wald.

Noch kein Sonnenstrahl hatte die Blätter gekitzelt, als ich mich in meine Robe hüllte und auf meinem Meditationskissen Platz nahm; noch lag Halbdunkel über der Welt, und Frühnebel über dem vom Wald gesäumten Feld. Kühl war es, und fast kein Laut zu hören, außer dem sanften Wiegen meines Atems – ein …………. und aus ………………… und ein ……….. Und indem ich meine Sinne öffnete und all die Manifestationen des jetzigen Momentes mich begrüßen ließ, begann ich langsam, Wald zu lernen, ihn kennen zu lernen.

Den noch feuchten Geruch seines Bodens, ein Geruch, der sich mit Herannahen des Sonnenlichtes scheinbar von Minute zu Minute wandelt. Und weißt Du, wie es klingt, wenn eine Wespe an einem toten Stück Holz nagt? Und wenn die Waldmaus einen Meter neben Dir sich langsam überlegt, sie könnte alsbald einmal ihren Bau verlassen? Zaghaft der erste Vogel ein Lebenszeichen von sich gibt … und es beginnt zu rascheln, hier und dort? Und weißt Du, wie es sich anfühlt, wenn eine Mücke sich sanft auf Deiner Hand niederlässt um sich die beste Stelle für ihr Frühstück sucht. Und … kennst Du Mückenstich? Es gleicht einem Wunder, was man erlebt, wenn man die Mücke einfach so gewähren lässt – Danke Mücke! Ich habe heute viel von Dir gelernt. Dafür gab ich gern ein wenig Blut (ich habe ja genug davon).

Ja, die Dinge einfach erlauben. Allem erlauben, da zu sein, und es in Frieden anschauen, so wie es geschieht, so, wie es dem „großen Plan entspricht“. Und plötzlich … plötzlich selber so mäuseklein werden wie die Frau Nachbarin in ihrem Bau, und selbst werden zu Holz und Ast und Baum; und Bremse, Mücke, Federvieh; und zu Duft und Wind.

Ich gebe zu, dass mir was Nasses in die Augen stieg, als ich bemerkte, wie aus der Einsamkeit, in der ich war, Einsheit wurde. Und ich verstand, dass in der Einsamkeit, wenn sie in ein Alleinsein mündet, die Einsheit liegt …

 L o n e l y n e s s

 Danke Wald! Ich sende Dir Metta – bis bald

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