Angst verstehen – Frieden finden

Namasté 🙂

Das Thema Angst ist eines, auf das ich beim Durchblättern von Blogs immer wieder stoße. Und es überrascht nicht, denn dieses Thema beherrscht unseren Alltag wie kaum ein Zweites. Begriffspaare sind hier wohl Angst und Sorge, Angst und Mut, aber auch Angst und Wut.

Maria Yakunchikova: „Angst“

Klären sollte man an dieser Stelle vorab, dass Angst und Furcht zwei verschiedene Dinge sind. Furcht ist eine „Realangst“, eine Angst vor einer konkreten äußerlichen Bedrohung in einer Gefahrensituation. Von Angst spricht man also, wenn eben keine akute Gefahrensituation vorliegt. Dieser kleine Exkurs macht bereits deutlich, dass Angst, um die es hier gehen soll, immer nur im Kopf statt findet. Sie hat, aus spiritueller Sicht, keinerlei Realitätsbezug, denn real ist lediglich das, was jetzt-hier ist.

Nähern wir uns der Angst einmal an, indem wir fragen: Gibt es eigentlich verschiedene Ängste, oder gibt es nur Angst? Ich las kürzlich in einem Buch eines spirituellen Lehrers, es gebe drei Hauptkategorien von Angst: Angst vor Verlust (inklusive des Verlusts von Gesundheit und Leben), die Angst, was Andere über uns denken und schließlich die Angst vor psychischem Schmerz. Damit bin ich nicht ganz glücklich. Mir scheint, es gebe eher nur eine Art von Angst, und das ist die vor Verlust. Die Angst davor, was andere über einen denken ist die Angst vor dem Verlust von Status und Ansehen (hier nicht negativ gemeint; das schließt die soziale Akzeptanz mit ein und ist somit auch die Angst vor Isolation), welche somit den (in meinen Augen allem zugrunde liegenden) Art- und Selbsterhaltungstrieb anlangt, und die Angst vor physischem Schmerz ist die Angst vor Verlust von relativem Wohlbefinden.

Es gibt also nur eine Angst. Das zu wissen, macht sie aber nicht angenehmer ;). Angst hemmt, paralysiert manchmal sogar, hindert uns daran, Dinge zu tun, von denen unser Herz sagt, wir sollten sie tun. Sie kann sogar physisch krank machen. Das klingt alles nicht schön, und wirft die Frage auf, ob man Angst dann nicht überwinden sollte – das wäre ja die einfachste Lösung. Nun, natürlich ist dem so, die Frage ist nur die, die sich Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten seit Ewigkeiten stellen WIE? Ich möchte hier einmal einen Ansatz darstellen, der mir am Meisten Sinn zu machen scheint. Es ist ein transpersonal-kognitiver Ansatz.

Diese Angst, wie entsteht sie? Ich habe oben bereits angedeutet, sie entsteht in unserem Kopf, ohne dass eine konkrete Bedrohungssituation bestünde. Sie entspringt der (in vielen Fällen sehr vagen oder gänzlich unkonkreten) Vorstellung, dass etwas passieren könnte, das uns schadet. Das führt mich zu folgender Frage: Was schadet uns eigentlich? Nach dem oben Gesagten: jeder Verlust. Betrachten wir aber einmal Verlust, dann stellen wir fest: Verlust setzt immer voraus, dass wir es vorher hatten. Weiter denken wir in der Regel nicht. Tun wir es doch, dann müssen wir sagen: Verlust ist die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, also in die Situation, bevor wir erlangt haben. Verliere ich also etwas, dann stehe ich nicht schlechter da, als ich vorher gestanden habe, sondern genau so!! Diese Überlegung macht unser Ego aber nicht mit, so rational stimmig sie auch sein mag. Moderne kognitive Verhaltenstherapie greift meist genau an diesem rationalen Punkt an, und übersieht dabei, dass das Problem nicht die Logik ist, sondern das Gesamtkonzept „Ego“. Dem trägt „mein“ transpersonaler Ansatz Rechnung: Indem wir das Ego transzendieren, erledigt sich die Vorstellung, dass „Ich“ etwas verlieren könnte. Ist das Ego transzendiert, bleibt nur der Bewusstseinsstatus des Status quo – also des Jetzt-Hier. Wenn „ich“ aber nichts mehr zu verlieren habe, dann entfällt natürlich die Angst vor dem Verlust. Das führt mich zu folgender Feststellung:

Es geht nicht darum, die Angst zu überwinden, sondern zu verstehen, wo ihre Ursache liegt. Die Ursache ist das Ego mit seinen Vorstellungen, wie die Dinge gefälligst zu sein haben. Es geht also darum, das Ego zu überwinden (zu transzendieren); dann überwinden wir gleichzeitig unsere Angst.

In welchem Zusammenhang steht dann Mut? Ich las kürzlich hier: „Warum benötige ich Mut mich meinen Ängsten zu stellen? Ich könnte es auch mit Gelassenheit oder Neugier probieren, mich der Angst zu nähern“. Diese Aussage ist ein wenig irreführend, denn sie suggeriert, dass zwischen „Mir“ und der „Angst“ eine Trennung vorliegt. Dass das nicht sein kann zeigt sich deutlich darin, dass die Angst in dem Moment verschwindet, wenn ich nicht mehr da bin – sie kann nicht unabhängig von mir weiter existieren, wenn ich zB sterbe.

Etwas Richtiges beinhaltet diese Aussage aber dennoch: Wenn wir gelernt haben, objektiver Beobachter all dessen zu sein, was sich an Erscheinungen erhebt (Gedanken, Emotionen, aber eben auch Ängste), dann können wir als „reiner Beobachter“ auf eine Distanz zu dieser Angst gehen, die es uns erlaubt, uns nicht mehr mit ihr zu identifizieren, sie nicht mehr persönlich zu nehmen, an ihr anzuhaften. Wo spielt da der Mut eine Rolle? Exakt hier! Es bedarf eines enormen Mutes, sich selbst loszulassen, und dieser Mut kann nicht kognitiv erlernt werden; er muss aus der vipâssana-Erfahrung heraus entstehen, dass alles, was wir für „Das bin ICH“ halten, lediglich völlig unpersönliche, ich- und substanzlose Vorgänge im Rahmen eines kosmischen Gesamtvorganges handelt, in welchem das vom Baum fallende Blatt ebenso wenig „Ich“ ist wie ein Gedanke, der in mir erscheint. „Wo immer Du Dich findest, da lass Dich los“, sagt Meister Eckhart. Anders gesagt: Hör auf, Verknüpfungen zwischen „Dir“ und dem Rest der Welt herzustellen – lass die Existenz in Ruhe vor sich hin existieren, ohne ihr ständig Deinen Willen aufzwingen zu wollen. Das im Übrigen ist Gleichmut. Gleichmut kann einzig entstehen in der Erkenntnis, dass das Bild, das ich von mir habe nicht identisch ist mit dem, was ich BIN. Gleichmut ist der Mut zu sehen, dass in der Essenz alles gleich ist 😉

Das Phantastische daran ist: Dieses Prinzip gilt für sämtliche Bereiche negativer Emotionen wie eben Angst, aber auch Eifersucht, Wut, Neid oder Gier. Sie alle stellen einen Bezug, oder besser, eine „Beziehung“ zwischen einem Zustand oder Tatbestand und „mir“, eine Art Bindeglied her. Fehlt das „Ich“, das „Ego“, dann bleibt der Zustand oder Tatbestand für sich allein und wird damit, was er eigentlich ist: völlig neutral. Es entfällt somit also auch noch zusätzlich die Bewertung von Umständen – sie sind einfach nur, wie sie sind.

Ich würde mich freuen, wenn ich mit diesem Artikel einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte, ein wenig Licht in das Thema „Angst“ zu bringen, auch wenn dies natürlich nur ein kurzer Abriss eines sehr umfangreichen Themas war.

Metta sendet Euch von Herzen

„Phra“ Michael

… oder so herum:

„Was Gott getrennt hat, soll der Mensch nicht fügen“ …

Namasté

Ich habe kürzlich ein Coaching gegeben, in welchem ein Herr mich bat ihm Tipps zu geben, was er tun könne, um seine vor dem Zerbrechen stehende Ehe zu retten. Im Verlauf des Gespräches wies ich ihn darauf hin, dass ich kein Eheberater sei, sondern Coach, und dass es einem buddhistischen Coach nicht darum gehe, Dinge hin- oder wieder geradezubiegen, sondern dem Einzelnen eine Perspektive zu eröffnen, wie er/sie die Dinge so annehmen kann, wie sie sind. Ich habe mir dann überlegt, dieses Gespräch einmal zum Anlass zu nehmen, zu diesem Thema ein wenig zu schreiben.

Beim „Kleinen Prinzen“ heißt es: „Man sieht nur mit dem Herzen gut“. Und das Eheversprechen vor dem Traualtar wird abgeschlossen durch den Hinweis des Priesters:

 „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen“.

 Was ist eigentlich die tiefere Bedeutung dessen? Wenn die kosmische Ordnung gemäß ihres für uns nicht nachvollziehbaren „Großen Plans“ zwei Menschen zusammenführt, dann haben diese beiden die Möglichkeit, dies zu erkennen, anzuerkennen und dann danach zu handeln, oder aber, sie können sich von ihren Äbgsten und Erfahrungen leiten lassen, und zwar in der Form, dass sie zum Beispiel zweifeln. Zweifel hat immer etwas mit dem Ego zu tun, denn er entstammt stets dem Verstand. Wir alle haben wohl Erfahrungen im Bereich Beziehung und Partnerschaft gemacht, und kennen es, wenn der Zweifler in uns sagt: „Du musst aufpassen, Du hast schon einmal etwas Ähnliches erlebt, hast Dein Herz verschenkt und unglaublich viel investiert, und schließlich ließ man Dich fallen und Du hast gelitten wie ein Hund. Das kann Dir jederzeit wieder passieren. Bleib besser allein!“ Hier will der Verstand uns schützen, und daran sieht man deutlich: Er will uns nichts Böses, er greift nur auf die Mittel zurück, die ihm zur Verfügung stehen, nämlich Erfahrungen. Nur zu oft sind diese aber unangebracht. Der Zweifel geht hier einher mit Misstrauen. „In dem Korb, den Du mir gegeben hast“, heißt es in einem Gedicht von Erich Fried, „war auch Misstrauen“. Und wie entsteht Misstrauen? Wir fragen uns vor unserem Erfahrungshintergrund: „Soll ich mich auf die Beziehung einlassen oder nicht?“ Und daraufhin tendieren wir dazu, darüber nachzugrübeln und dabei nach unserem alten gedanklichen Strickmuster zu verfahren. Krishnamurti sagt:

 „Alles, was aus dem Gedächtnis resultiert, ist alt (…) Das Denken ist niemals

neu, denn es ist die Antwort des Gedächtnisses, der Erfahrung, des Wissens.“

 Und so reagieren wir auf eine vollkommen neue Situation und einen vollkommen unvergleichlichen Menschen vor dem Hintergrund unserer alten Strukturen, die mit der Situation und dem Menschen, um den es geht, nichts zu tun haben. Wir bilden ein Vor-Urteil. Und auf diese Weise gelingt es uns, etwas zu zerstören, bevor es überhaupt zur Entstehung gelangen konnte, oder aber, wenn eine Partnerschaft bereits zum Entstehen gelangt ist, sie durch unsere Erwartungen und unsere Vorstellungen, wie diese Beziehung zu sein hat, wieder zunichte zu machen. Doch: Was Gott, die kosmische Intelligenz, zusammengefügt hat, soll die menschliche, begrenzte Intelligenz nicht trennen. Hier finden wir eine Struktur unseres Ego, uns nachhaltig der Möglichkeit einer glücklichen Partnerschaft zu berauben.

Aber wie erfahre ich, ob es ‚Gott’ war, der uns zusammengefügt hat, und nicht vielleicht auch das Ego? „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet“, sagt Schiller in der „Glocke“. Und wie tue ich das? Hör in Dich hinein, fühle in Dich hinein. Bringe Deinen Geist zur Ruhe, der Dich in seinem Drang nach Sicherheit immer nur zu einem „What-iffer“ macht, zu einem, der immer nur ängstlich fragt „Was aber, wenn …?“. Und dann fließe mit dem, was kommt, lass Dich fallen – das hat viel mit Vertrauen auf Gott zu tun – und sei ganz rein und frisch. Das ist die Bedeutung von ‚im gefühlten Einklang mit dem Tao sein’. Du kannst nichts falsch machen. Du kannst Dir höchstens Unannehmlichkeiten herbeiführen, aber diese Unannehmlichkeiten sind immer nur Auswüchse der falschen Vorstellung, dass die Dinge so zu sein haben, wie ICH sie haben will. Und wir wollen Sicherheit. Unser Sicherheitsdenken ist auch eine Form der Bequemlichkeit; wir wünschen nicht, immer mit neuen Situationen konfrontiert zu werden, wir wollen unsere Ruhe haben. Aber wie soll das gehen? Jede Sekunde ist neu.

Woran also zerbrechen Beziehungen? Es sind Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Der Partner soll dies und das im Haushalt oder sonst wo leisten, und tut es nicht zu genüge. Der Partner soll mir die mir gebührende Aufmerksamkeit und Achtung entgegenbringen, und tut es nicht. Was es auch immer sei, der Partner erfüllt die Erwartungen nicht oder nicht ausreichend. Und dann streitet man sich und macht sich Vorwürfe und ist enttäuscht und leidet – immerhin diese Gemeinsamkeit bleibt dann noch. Doch all diese Erwartungen entstammen wieder nur unserer Selbstsucht. Man will den Partner formen, macht sich gleichsam zu „Gott“, und will den Partner nach seinem Bild schaffen. Das geht natürlich schief. Das führt mich zu der Frage:

„Wenn man ein spirituelles, also bewusstes Leben führt, kann eine Beziehung dann überhaupt noch Gefahren in sich bergen? Ich meine, Eifersucht oder Verlustangst oder Ähnliches, fällt das alles völlig weg, wenn man bewusst lebt?“

 „Das, was man vor dem Erwachen Hass aus Habgier nennt,

wird nach dem Erwachen zur Weisheit Buddhas.

Deshalb ist der heute erwachte Mensch nicht anders als vorher.

Der einzige Unterschied liegt in seinem Handeln.“

(Zen-Meister Hyakujo)

 Was bedeutet das? Das bedeutet, wir bleiben immer die gleichen Menschen, ob vor dem Erwachen oder nach dem Erwachen. Die Strukturen in unseren Köpfen sind da – sie sind einmal geknüpft worden, und wir werden sie nicht wieder los. Es handelt sich nicht weniger um Manifestierungen, um grobstoffliche Erscheinungen, wie unsere Augen- oder Haarfarbe. So, wie die Augenfarbe bestimmt ist durch die Gene, ist jeder einzelne Gedanke und jede sich aus den Erfahrungen etabliert habende Gedankenstruktur bestimmt durch die Konditionierungen, die wir erfahren haben. Es ist also genau so unsinnig, gegen seine gedanklichen Strukturen, gegen sein Ego anzukämpfen wie gegen seine Augenfarbe – wir können nicht sozusagen ‚entkonditioniert’ werden.

Was wir aber tun können ist, über die Meditation zu einer, wie es in der Psychotherapie heißt, Gegenkonditionierung zu gelangen; wenn man den immer wieder gleichen Gedankenstrom mit einem Fluss vergleicht, leiten wir sozusagen das Flussbett um und legen das Alte trocken. Das alte Flussbett bleibt, nur führt es kein Wasser mehr.

Wir haben nun gesehen, dass wir uns für eine beginnende Partnerschaft nicht von unseren alten erlernten Angst-Strukturen leiten lassen und eine Vermeidungshaltung einnehmen sollten, sondern „auf das Herz hören“ und der Einzigartigkeit des Anderen Rechnung tragen. Für eine bestehende Partnerschaft bedeutet das, in der Beziehung „Selbst-los“ zu sein, den anderen Menschen nicht so hinbiegen zu wollen, wie wir meinen, dass er zu sein hat, oder wie sich die Lebensgemeinschaft zu gestalten hat. Das Zauberwort ist „Loslassen“ – Loslassen des Wunsches nach Kontrolle, Loslassen von Erwartungen. Den Anderen sein lassen, wie er ist – das und nur das ist zwischenmenschliche Liebe.

Kommen wir schließlich zum „worst-case-scenario“: Dem Zerbrechen der Beziehung. Wenn wir sagen: „Was Gott gefügt hat, soll der Mensch nicht trennen“, müssen wir dann nicht auch sagen:

 Was Gott getrennt hat, soll der Mensch nicht fügen!

 Da verliebt sich ein Mensch in einen anderen. Aber irgendetwas steht einer Beziehung im Wege oder aber die Beziehung besteht bereits, aber „irgendwie passt es nicht“, man versteht sich nicht (mehr). Niemand kann vielleicht genau (be)greifen, was eigentlich nicht passt, aber es passt halt nicht. Und wir neigen dazu zu sagen: „Wir haben doch so viele Gemeinsamkeiten, wir haben so vieles miteinander erlebt, denken, empfinden, fühlen doch fast gleich – wir sind doch füreinander geschaffen!“, und können und wollen nicht begreifen, dass es nicht sein soll. Und wir kämpfen um die Beziehung, machen allerhand Unsinn um sie zum Entstehen zu bringen oder sie zu retten, und wenn wir merken, dass es nicht fruchtet, werden wir ärgerlich, wütend vielleicht, eifersüchtig … und machen damit alles nur noch schlimmer. Und wenn wir uns dessen gewahr werden, folgt die Depression auf dem Fuß.

Doch auch hier gilt: „Hör auf Dein Herz!“ Aber das ist in diesen Fällen die wohl schwierigste Aufgabe. Denn unser Ego ist stark, unser Ego akzeptiert nicht, was nicht sein darf. Und wer bestimmt, was sein darf? Unser Ego! Und so entsteht in vielen zwischenmenschlichen Beziehungen Leid, ein Leid, das uns erspart bliebe, wenn wir auf ‚Gott’ auch vertrauen würden, wenn er ‚sagt’: „Ihr seid nicht füreinander geschaffen.“ Wenn der Kosmos / das Tao … nicht vorgesehen hat, dass es passt, dann können wir uns auf den Kopf stellen – wir kommen gegen die Wahrheit nicht an! Wir können nur … loslassen. Die geliebte Person, die Verzweiflung, die Angst vor dem Alleinsein, das Unbehagen der Erkenntnis, dass „alles, was ich voller Hingabe in die Beziehung habe einfließen lassen, umsonst war.“ Jedes Loslassen eröffnet neue Türen – wer einen Medizinball umklammert kann den Ball nicht fangen, den das Leben ihm zuwirft.

Doch bei aller Weisheit, die in diesen Worten stecken mag, können wir unseren Schmerz nicht mit dem Verstand kontrollieren; es bleibt schlussendlich doch bei dem Spruch: „Es ist eine uralte Geschichte, doch bleibt sie immer neu. Und wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei“. Willkommen zurück in der Lebenswirklichkeit! Oder?

Zum Abschluss einige Zeilen aus dem Song „Someone up there“ von Joe Jackson

 „Someone up there made the sun and sea

Someone up there brought my girl to me

Someone up there made the wind and rain

Someone up there took her back again

And just for once: You can’t fight back!

No messing with the hands of fate … oh no!

(Joe Jackson “Someone up there” – hier der Song: )

„Wayseer“ oder „Waygoer“? – Ein alternatives Manifest

Namasté!

Ich las vor einigen Tagen das so genannte „Wayseer-Manifest“ von Garret John LoPorto. Es handelt sich um ein Manifest, das (in erster Linie wohl) spirituelle Menschen und Menschen mit politischem und Engagement für eine bessere Welt anspricht. Es hat seinerzeit weltweit in höchstem Maße Zuspruch gefunden, und das hat mich sehr nachdenklich gemacht. In meinen Augen sind Inhalt und Sprache (Aufruf zu Revolution und Staatsstreich / die faschistische Diktatur unseres Gehirns) höchst bedenklich und scheinen mir einzig darauf abzuzielen, Menschen in instabilen (psychischen) Lebenslagen für sich selbst (LoPorto) und LoPortos Sache zu gewinnen. Zahlen und neuropsychologische Ausführungen sind nicht belegt und Letztere inhaltlich verzerrt. Im Kern mag das, worum es ihm geht, ganz nachvollziehbar sein. Aber ich bin im Zweifel, ob es sich nicht doch um ein werbewirksames Mittel handelt, sich in der Welt bekannt zu machen und – guru-gleich – Anhänger zu werben, unter Ausnutzung ihrer vielleicht psychisch oder gesellschafltich misslichen Lage. Unter dem Deckmantel von Spiritualität und Nächstenliebe wird polarisiert und subtil zum Kampf gegen die Herrschenden aufgerufen. Aber das ist nur meine Ansicht; macht Euch hier selbst ein Bild, und wenn Ihr mögt, lest mal parallel die unten stehende Alternativ-Version, die ich bewusst nicht „Wegbereiter-Manifest“ sondern „WayGoer (Weg-Geher) – Manifest“) genannt habe.

The „WayGOer Manifest“

 An alle, die Ihr mühselig und beladen seid – die Ihr Altern und Tod, Schmerz und Klagen, Leid, Betrübnis und Verzweiflung erfahrt; Ihr, die Ihr verstanden habt, dass es kein „richtig“ oder „falsch“ gibt, aber Euer Vertrauen und Eure Erkenntnis noch nicht stark genug sind, ganz im gefühlten Einklang mit dem Tao zu leben, ohne zu polarisieren oder gewaltsam Veränderung herbei führen zu wollen.

Du siehst Dinge, die andere nicht sehen; das ist eine Gnade, die es Dir ermöglicht, im Göttlichen Frieden zu finden und so Liebe unter die Menschen zu bringen: Auf diese Weise kannst Du die Welt verändern!

Anders als die meisten Menschen hast Du die Chance, durchlässig zu werden für die Inakzeptanz und den Druck und die Normen, die die Gesellschaft Dir aufzuzwängen versucht. Du wurdest geboren, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, in Gleichmut und innerem Frieden, und hierdurch sanft und gewaltlos Veränderung durch Liebe herbeizuführen. Denn jedes Aufzwängen der eigenen Geisteshaltung ist Gewalt, egal welchem Ziel sie dient.

Bilde Dir nicht ein, es gäbe ein Establishment, das Dich bedroht – lass Dir so etwas nicht einreden! Glaube weder der einen, noch der anderen Autorität, keinem Guru, keinem politischen Führer, nicht einmal der eigenen, der inneren Autorität. Dein Geist ist der Schöpfer dieser Welt, und aus Deinem Geist entsteht Dein Leid – nur ihn kannst Du zähmen. Die Menschen kannst Du nicht verändern, sondern nur Dich selbst – hin zu einer Geisteshaltung der Liebenden-Güte. Dieser Verzicht auf inneren Widerstand mag Dir als Schwäche ausgelegt werden, doch niemand ist stärker als der, der sich nicht von seinen wütenden oder traurigen Emotionen mitreißen lässt. Aus der tiefen Liebe inneren Friedens heraus bist Du in der Lage, Dinge zu bewegen – denn keinen Widerstand zu leisten bedeutet nicht, nichts zu verändern!! Es bedeutet nur, den gegenwärtigen Moment in Liebe anzunehmen und hieraus Kraft zu schöpfen. Doch mit jedem Engagement für Natur oder Politik, in welchem Dein EGO auch nur im Geringsten eine Rolle spielt, sitzt Du in der Falle und erfährst Leid … und hieraus entsteht Gewalt und Leid!

Es mag sein, dass Du eine psychische Unregelmäßigkeit aufweist. Die unerleuchtete Gesellschaft bezeichnet es als Krankheit, aber nicht, weil sie Dir etwas Böses will, sondern nur, weil sie nicht weiß, wie sie mit etwas umgehen soll, was sie nicht kennt – das macht ihr Angst. Dein Anderssein (sofern es keine hirnorganische Erkrankung ist) ist ein Portal, da Du weitaus sensibler bist für Dein Leid und das Leid Deiner Mitwesen – aber es macht Dich auch angreifbar und sehr verletzlich für Menschen, die Dich stigmatisieren. Bist Du abhängig von irgendwelchen Substanzen, Drogen, Alkohol oder was auch immer, zeitigt dies, dass Du lediglich die unverschuldete Unwissenheit und Torheit der Gesellschaft noch zu persönlich nimmst; werde durchlässig dafür; verurteile sie nicht, sondern hab Mitgefühl mit denen, die Dich abstempeln, denn die psychische Gewalt, die sie gegen Dich ausüben, richtet sich in Wirklichkeit nicht gegen Dich persönlich, sondern ist ein Zeichen von Angst, Unverständnis und Hilflosigkeit. Ein Phänomen, das jedem Rassismus zugrunde liegt. Nimm es nicht persönlich, sondern vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Das ist besonnenes Handeln. Mit dem Finger auf die Gesellschaft zu zeigen, nur weil sie auf Dich zeigt, ist unbesonnen!

Lass Dich nicht von irgendwelchen Gurus hinreißen zu heldenhaftem Verhalten; wir brauchen keine Helden! Sei einfach nur Du selbst. Du magst viele Gemeinsamkeiten haben mit Menschen, die vor Dir schon Großes in Sachen Liebe und liebevoller Veränderung geleistet haben. Aber vergleiche Dich nicht mit den großen Pionieren und Visionären, Innovatoren und schon gar nicht mit Revolutionären (!), denn es gibt kaum einen Revolutionär, durch dessen Hand nicht das Blut des Feindes geflossen wäre! Und auch nicht mit Heiligen, Buddhas oder Religionsgründern! Vorbilder sind auch nur Bilder … Konzepte. Bleib einfach ganz bei Dir, sei Dir selbst treu in liebevoller Selbstannahme.

Dem Wesen nach sind wir alle gleich! Alle Menschen! Glaube nicht und lass Dir nicht einreden, Du seiest irgendetwas Besseres als die, die den WEG noch nicht gefunden haben oder die Augen vor ihm verschließen. Tief in uns wissen wir alle, nicht nur wir Menschen, sondern alle Wesen (da es kein intellektuelles Wissen ist):

Alles, was im Kosmos seit jeher geschieht, jedes noch so kleinste Ereignis, die Bewegung jedes Sonnenstäubchens und jeder Schwingung ist entstanden, weil die Voraussetzungen für ihr Entstehen gegeben war! Somit ist  alles, was entsteht, in sich stimmig. Diese vollendete Insichstimmigkeit ist  vollendete Harmonie. Und vollendete Harmonie ist reine und absichtslose Liebe, die nichts bezweckt und auf nichts abzielt außer auf ihr Sein selbst. In diesem Bewusstsein zu leben führt zu Frieden. Dieses Bewusstsein selbst IST Friede! DAS IST DER WEG. Und diesem Weg kann sich niemand entziehen – wir alle sind in der kosmischen / göttlichen … Liebe, ob wir es wollen oder nicht!

Wenn aber alles seine Insichstimmigkeit hat, alles in Liebe ist, dann gehören unsere „Unzulänglichkeiten“ und „Fehler“ mit dazu! Denn nichts kann sein, was nicht Gottes / des Kosmos … „Wille“ ist. Lass Dir nicht von irgendwelchen Propheten einreden, es gäbe eine „Gestapo des Gehirns“, eine „faschistische Diktatur des präfrontalen Kortex“. Dieser Teil des Gehirns hat wie alles, was existiert, seinen Sinn; hätte er ihn nicht, hätte er sich in der Evolution nicht durchgesetzt. Gegen seine Funktion Widerstand zu leisten kommt einer Kritik an der Schöpfung selbst gleich! Dann ist der Schöpfer ein faschistischer Diktator!

Funktioniert diese Hirnregion nicht, so kann es zum Zerfall des Kurzzeitgedächtnisses oder der Langzeitplanung, zu emotionaler Verflachung [= Gleichgültigkeit], Anhedonie [Freudlosigkeit], Störung des sexuellen Antriebs und sozialwidrigem [also: den Interessen der Mitmenschen entgegenstehendem] Verhalten kommen.[1] Alles Dinge, die uns als Menschen ausmachen! Unser Gehirn ist weder böse noch funktioniert es falsch! Auch wenn Laien im Bereich Psychologie etwas anderes postulieren.

Eine Hand kann schlagen und eine Hand kann streicheln; ein Mund kann sagen „Ich hasse Dich“ und ein Mund kann sagen „Ich liebe Dich“; ein Körper kann Wohlgefühl in Dir erzeugen und auch Schmerz. Dieses Prinzip von Yin und Yang gilt für alles, inklusive dem präfrontalen Kortex – er macht uns manchmal das Leben schwer, aber er macht uns ebenso als Menschen aus. Lass Dir nicht einreden, dass irgendetwas an oder in uns „falsch“ wäre. Gehe nur besonnen mit dem um, was IST! Wir alle sind konditioniert und programmiert, aber einzig durch das „persönlich Nehmen“ dieser Strukturen, jener Vermutung „Mein Denken BIN ich“ und wenn wir sie deshalb festhalten, können sie uns gefährlich werden. Wenn wir sie einfach nur betrachten, brauchen wir sie nicht zu verurteilen und schon gar nicht verdrängen. Wir entscheiden in jeder Sekunde, ob wir ihnen nachgeben wollen oder nicht. Das ist Willensfreiheit, die zu einem liebevollen Umgang mit uns selbst führt!

Waygoer (Menschen, die den WEG gehen) sind diejenigen, die ihre eigenen Strukturen und Denkmuster erkennen, verstehen,  liebevoll annehmen und hierdurch Erkenntnis des All-Einen erlangen – denn sie sehen deutlich das kosmische Prinzip von „Nicht-Selbst“ [nichts, was geschieht, hat mit mir ‚persönlich zu tun], Vergänglichkeit [jedes Entstehen ist abhängig von dem, was vorher war] und Leid [nur, wenn ich „Nicht-Selbst“ und  „Vergänglichkeit“ nicht als kosmische Wahrheit annehme, leide ich unter ihnen]. Waygoer sind Erkennende, die in der Erkenntnis Frieden finden, und aus dem Frieden die Kraft, Dinge gewaltfrei zu verändern – ohne Revolution, ohne Rebellion!

Waygoer sind keine „alte Linie“ von besonders begnadeten Menschen, Priestern oder Ähnlichem! Wer so etwas behauptet, polarisiert und versucht, indem er das Selbstwertgefühl eines Verzweifelten aufwertet, ihn für seine Sache zu gewinnen … aber das ist bloße Marktschreierei und erinnert an den Rattenfänger von Hameln. Ein solcher polarisiert, erschafft künstlich Dualität durch Bewertung und das erzeugt Mauern! Und jede Mauer ist Gewalt! Niemand ist etwas Besseres! Spiel das Spiel von „good guy – bad guy“ nicht mit … und wenn es Dir noch so plausibel erscheint und noch so sehr Dein Herz anrührt. Alle großen Führer, die die Menschen schlussendlich ins Verderben geführt haben, versuchten geschickt, die Herzen der Verzweifelten anzusprechen – sie waren immer und sind noch immer leichte Beute. Nur die Besonnenen liefen nicht mit der Herde und heulten nicht mit den Wölfen!

Lenin sagte: „Die Philosophen haben die Welt nur unterschiedlich interpretiert; es geht aber darum, sie zu verändern.“ Doch er irrte! Es geht zu allererst darum, uns selbst zu verändern, und zwar hin zur Liebe! Die Veränderung der Welt folgt dann automatisch, weil die Welt sich der Liebe nicht entziehen kann. Licht ist immer stärker als Dunkelheit. Man kann Dunkelheit definieren durch Abwesenheit von Licht. Wer aber käme auf die Idee, Licht als die Abwesenheit von Dunkelheit zu definieren? Das liegt daran, dass Licht das Ursprüngliche ist. Erst wenn man es wegnimmt, entsteht Dunkelheit. Waygoer führen keine Revolutionen oder Staatsstreiche durch, weil sie wissen, dass hierdurch nur wieder Köpfe rollen, wie in Frankreich zwischen 1792–1794, als zum Wohle der Demokratie 16.594 Menschen auf der Guillotine den Tod fanden[2]. Solange wir uns nicht im Innersten verändern, kann niemand garantieren, dass sich die Geschichte nicht wiederholt! Zu Revolution und Staatsstreich aufzurufen ist aus dieser Sicht grob fahrlässig; wir sind noch nicht so weit!

Und nun: Glaube nichts von dem, was Du soeben gelesen hast! So sehr es Dich auch anrühren mag, so plausibel es Dir auch erscheinen mag! Fühle in Dich hinein und prüfe, ob es anklingt, ob es so sein könnte. Prüfe kritisch und glaube mir kein Wort!

„Ehi-passiko“ – KOMM UND SIEH SELBST!

Liebende-Güte wünscht und sendet Euch von Herzen

 

„Phra“ Michael


[1] zur (dringend angeratenen) Vertiefung, einfach einmal hier klicken

[2] Opferzahl der franz. Revolution nach wikipedia unter Berufung auf Donald Greer

Frieden, Frieden … einfach nur Frieden

Es geht nicht darum,

das Handeln in der Welt abzulehnen und die Stille zu suchen.

Sei weit und offen wie der Himmel

und bring Dich in Übereinstimmung mit dem Äußeren.

Dann wirst Du auch in der Hektik dieser Welt in Frieden sein.

(Zen-Meister Yüan-wu)

Rast- und Ruhelosigkeit – wer von uns kennt sie nicht? Wer kennte nicht diesen Hetzhund, der uns immer weiter vorantreibt, immer auf der Suche. Suche wonach? Wenn ich mich umschaue, denke ich oft: Wer weiß schon, was er sucht – was er eigentlich sucht? Vielleicht ahnen Einige, dass es eine verzweifelte Suche nach Ruhe ist. Sie sagen: „Wenn ich das erst erreicht hab, hab ich meine Ruhe, dann kann ich mich zurücklehnen, dann ist alles gut.“ Doch es funktioniert nicht … weder Prestige noch Reichtum, noch Anerkennung, noch Macht, noch Einfluss setzen der Suche final ein Ende. Wir können heiraten und Kinder zeugen, die Welt umsegeln oder was auch immer – schlussendlich führt es zu gar nichts. Die Gefahr liegt dabei – fast amüsanter Weise – lediglich in unseren Glückshormonen, die immer dann produziert werden, wenn wir etwas erlangt haben, was wir angestrebt haben; aber alles ist vergänglich, und auch Glückshormone werden irgendwann vom Körper abgebaut. Was bleibt? Die Sucht nach einer neuen Befriedigung – „Sucht“ kommt nicht von Suchen, sondern von Siechen! Und in diesem Siechtum des ewigen Dranges nach Befriedigung und Produktion von Glückshormonen leben die meisten von uns.

Frieden, ein für alle Mal Frieden ist nur zu erlangen, wenn wir die Suche nach all diesen weltlichen Dingen endgültig drangeben. Dabei ist nicht einmal das „Haben“ selbst das Problem, sondern die Gedanken, die stets nur kreisen um das Habenwollen und um das Behaltenwollen. „Und wehe, es will mir jemand etwas streitig machen“ – so entsteht Hass.

„Wenn sich die Gedanken erheben, erheben sich alle Dinge. Schweigen die Gedanken, so schweigen alle Dinge“. All unsere Motivationen, Antriebe, ja auch die Emotionen, die Ideen, Vorstellungen, all das entsteht aus den Gedanken. Und wir nehmen sie mit, wo immer wir uns hin bewegen. „You always take the weather with you“, ob im Kloster in Thailand, auf einer einsamen Insel, oder im tiefsten Wald.

Frieden aber ist im Innen. Er muss weder hergestellt werden, noch muss man ihn groß suchen. Er ist da – er ist unser Wesenskern. Er kann nur unser Wesenskern sein, weil er Eins ist mit dem Alles, in welchem alles seine „Insichstimmigkeit“ besitzt – jenseits unseres Verstehens. Im Alles gibt es keine Dualität, keine Religion, keine Kasten, kein Spiel von „guter Gott – böser Gott“, da ist nur der letztendliche Urgrund des Einen. Und jeder von uns kann jederzeit dorthin gelangen. Nur, durch das Schweigen der Gedanken. Durch das ruhige, selbst-lose Beobachten der Vorgänge, wie sie um uns herum und in uns geschehen. Die Dinge nicht zu beurteilen, sondern sie in ihrer Existenz zu würdigen, wie sie sich eben zutragen, das ist Liebe zu allen Dingen. In diesem Moment der Liebe nähert man sich der Ewigkeit, wird selbst zur Ewigkeit in jenem jetzigen Moment, in dem Vergangenes, Gegenwärtiges und Künftiges miteinander verschmelzen und das Göttliche sich offenbart. Wenn wir selbst dem hasserfülltesten Gedanken erlauben, zu erscheinen ohne irgendeinen Widerwillen, ohne irgendetwas verändern oder kontrollieren zu wollen, wissend: NICHTS KANN SEIN, WENN ES NICHT GOTTES WILLE IST“, dann gehen wir nach und nach ein in Gott – das ist „unio mystica“, wie es die Christen nennen. oder „wudschud“, wie es der Islam nennt.

Alle, was es für uns dabei zu tun gilt, ist zu beobachten, wie sich unsere Aufmerksamkeit zu den Erscheinungen hin bewegt, versucht an ihnen anzudocken; daraus entsteht Gefühl, aus Gefühl wird Habenwollen, aus Habenwollen wird Ich-Identifikation, und nur, wo ein Ich ist, da ist wiederum ein Habenwollen. Diese Kette ohne Unterbrechung zu beobachten, ist wohl verstandene Achtsamkeit. Und sie führt uns hin zum Frieden und zur Liebe.

Friede ist Liebe – Liebe ist Friede … in der Einheit des Einen Geistes.

Ich wünsche uns allen, dass wir irgendwann einfließen in die unendliche Liebe des Tao, des Kosmos, des … es ist nicht wichtig, wie man es nennt – am Besten gar nicht 😉

Eine gute Woche wünscht Euch

Mit Metta

„Phra“ Michael

Wahrheit oder Schweigen?

Namasté 🙂

Als ich über die „Silas“, die buddhistischen ethischen Vorsätze, schrieb, kommentierte ich zu 5. Nicht lügen:

„Die Unwahrheit zu sagen beinhaltet mehrere Dinge:

1. Die Anstrengung, sich etwas auszudenken, das für den Empfänger plausibel klingt und dies dauerhaft aufrecht zu erhalten

2. Die Angst davor, dass die Wahrheit ans Licht kommt (Bestrafung / soziale Ächtung)

3. Scham, wenn die Wahrheit ans Licht kommt

4. eventuell auch Unrechtsbewusstsein.

 All dies erzeugt beim Lügenden Verspannungen und Verkrampfungen in Geist und Körper, Ursache für unbehagliches Gefühl, für Begehren, Anhaftung und somit Leid. Und Leid ist Ursache für Gewalt gegen uns selbst oder andere. Bemerkenswert: Selbst wenn das Unrechtsbewusstsein fehlt („Notlüge“ etc) bleiben noch 3 Leid begründende Komponenten übrig. Der Geist ist hingegen sehr friedvoll und ruhig, wenn man sich stets „einfach nur“ der Wahrheit hingibt“.

 In aller Regel findet sich irgendwo in den Lehrreden des Buddha immer eine Antwort auf eine Frage – man muss nur lang genug suchen. Eine Antwort habe ich jedoch nicht gefunden, die auf die Frage: „Ist Verheimlichung = Lüge?“

All das, was ich oben erwähnte, bezieht sich ja auf das aktive Mitteilen einer bewusst unwahren Tatsachenbehauptung. Wie aber verhält es sich, wenn man sich dem Anderen gegenüber bewusst gar nicht äußert, obwohl man es könnte? Der „Tatbestand“ einer Lüge ist damit zunächst einmal nicht erfüllt.

Schauen wir vielleicht zunächst auf die Motivation des Verschweigens. Die Grundmotivation ist sicher die gleiche wie die des (aktiven) Lügens, nämlich die Vermeidung, dass eine Tatsache ans Licht kommt. Zwei Interessen können dahinter stecken:

1] sich selber davor zu bewahren, einen wie auch immer gearteten Nachteil zu erfahren oder sich einen Vorteil zu sichern

2] eine andere Person davor zu bewahren, einen irgendwie gearteten Nachteil zu erfahren oder ihm einen Vorteil zu sichern

Zudem, denke ich, ist es wichtig, dieses Verschweigen von Tatsachen nicht isoliert zu betrachten; wie verhält es sich zu den anderen Silas?

Was 1] angeht, kann man, wie ich meine, sehr schnell zu dem Ergebnis kommen, dass es sich hier um ein „egobezogenes“, eigennütziges Verschweigen handelt, das immer unheilsam ist. Wenn man mit sich im Reinen ist, liebevoll annimmt und frei davon ist, materielle oder emotionale Dinge zu erlangen oder zu sichern, wird man nichts verschweigen müssen. Tut man es dennoch, führt es zu einer Nährung des Egobewusstseins und ist somit unheilsam. Ich denke, darauf muss man nicht allzu tief eingehen.

Was 2] angeht, gilt es zu betrachten, worin ein möglicher Nachteil oder Vorteil bestehen kann. Lassen wir das rein Materielle einmal außen vor und betrachten den klassischen Fall einer Freundschaft oder Partnerschaft. Was also, wenn es im Interesse des Anderen zu sein scheint, ihm eine Information vorzuenthalten, damit dieser keinen Schmerz erfährt oder aber in der irrigen Annahme bleibt, dass er sich in einer glücklichen Situation befindet.

Beispiel 1: A verliebt sich in B in der Annahme, dass B auch in A verliebt sei. C, Freund von A, weiß jedoch, dass B definitiv kein Interesse an A hat, will ihm aber die Hiobsbotschaft nicht übermitteln.

Beispiel 2: A, liiert mit B, hatte einen Seitensprung, ohne jedoch, dass dabei irgendeine emotionale Beteiligung eine Rolle gespielt hätte. Im Gegenteil liebt A B nach wie vor, möchte B aber „die Wahrheit ersparen“.

Das sind nur zwei Beispiele, man könnte sich noch jede Menge weiterer ausdenken und benötigte hierfür nicht einmal viel Phantasie. Was aber tun? Einerseits ist man in der Verpflichtung, dem Anderen gegenüber offen und ehrlich zu sein. Andererseits aber auch, dem Anderen kein Leid zuzufügen. Ein Dilemma …?

Wie beurteile ich das Thema aus buddhistischer Sicht? Nun, ich bin ein großer Freund der so genannten „teleologischen Auslegung“, also der Auslegung nach dem Sinn und Zweck einer Regel (oder im Fall der Silas, einer Empfehlung). Sinn und Zweck jeder der Empfehlungen ist es zunächst einmal, innere Spannung und Verkrampfung zu vermeiden. Laut Buddha sind wir zwar dem Anderen gegenüber zu Liebender-Güte angehalten, jedoch weist er immer wieder darauf hin, dass wir erst grenzenlos lieben können, wenn wir mit uns selbst im Reinen sind, anders ausgedrückt: Wenn wir, so sehr wir uns auch in den Anderen hineinversetzen, beim Gedanken an den Sachverhalt und dessen Verschweigen keinerlei innere Zerrissenheit, Spannung und Verkrampfung spüren, keinerlei „eigentlich müsste ich ja, aber …“, sind wir im Reinen.  Somit ist die innerliche Spannung eine Art Indikator für das richtige, das harmonische Handeln. Wenn wir ganz im reinen sind, anders ausgedrückt: ganz in der Liebe sind, werden wir dazu in der Lage sein, dem anderen die Wahrheit zu sagen, um ihm dann Mitgefühl und Liebende-Güte zu schenken und ihm dadurch zu helfen, mit der Situation umzugehen. Aus der eigenen Feinfühligkeit und Liebe zum Mitmenschen und der Ehrlichkeit gegenüber sich selber mag sich also im Einzelfall die Antwort ergeben.

Ich persönlich denke, es gibt hier sicher kein allgemeines Maß, und vermutlich geht es auch Euch wie mir, denn ich habe das Gefühl, dass hierzu noch einiges zu sagen wäre. Ich würde mich freuen, wenn Ihr es tätet 🙂 und bin gespannt auf eine interessante und bereichernde Diskussion.

Mit Metta

„Phra“ Michael


		

Jeff Beck & Imogen Heap

Der Gitarrist Jeff Beck war einer derjenigen, die mein eigenes Gitarrenspiel maßgeblich geprägt haben. Nun stieß ich auf einen Song, den er mit der (mir bislang unbekannten) phantastischen Sängerin Imogen Heap auf die Bühne brachte. Zum weiterklicken auf youtube empfehle ich den Song von ihr mit dem stets aktuellen und mich bewegenden Titel „Let go“ …

spheric jazz

NILS PETTER MOLVAER

Nada Brahma – Die Welt ist Klang

Namasté, Ihr Lieben!

Ich habe vorgestern ein recht meditatives Video produziert und möchte es nun mit Euch teilen 🙂

Ich wünsche Euch viel Spaß und Erbauung damit!