Harmonische Absicht

11. „Und was, ihr Mönche, ist disharmonische  Absicht? Die Absicht der Sinnesbegierde, die Absicht des Übelwollens und die Absicht der Grausamkeit: dies ist disharmonische Absicht.“ [1]

 25. „Und was, Freunde, ist harmonische Absicht? Absicht der Entsagung, Absicht des Nicht-Übelwollens und Absicht der Nicht-Grausamkeit – dies wird harmonische Absicht genannt.“[2]

 Wer also (auf Grundlage der harmonischen Anstrengung [6. Glied] und harmonischer Achtsamkeit [7. Glied – siehe hierzu unten) harmonische Sichtweise (Ansicht) erlangt hat, wird harmonische Absicht entwickeln. Es entsteht in ihm gleichsam automatisch das Verlangen, sich der hohen Spiritualität zu öffnen und sich von weltlichen Begierden zurück zu ziehen. Wir entwickeln das Bestreben der Wahren-Natur der Dinge auf den Grund zu gehen.

1. Entsagung:

Es ging dem Buddha nicht darum, alle sinnlichen Freuden auf der Stelle dran zu geben. Fundamental aber ist, sich von (positivem oder negativem) Begehren zu befreien (also von der Geisteshaltung eines „Ich will die Dinge anders haben als sie jetzt-hier sind“), und dies gelingt umso mehr, als man sich davon befreit, seinen Sehnsüchten ausgeliefert zu sein.

In dieser Welt geht es um Sehnsüchte, und wir alle leben in dem Glauben, dass wir Erfüllung finden, wenn wir nur dem Strom unsere Sehnsüchte folgen und sie befriedigen. Buddha lehrt das Gegenteil, nämlich dem Sog der Sehnsüchte zu widerstehen und sie schließlich zu überwinden, nicht weil sie unmoralisch wären, sondern weil sie uns in die Spannungslage zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand bringen; das ist Begehren und somit der Ursprung von Leid. Die Abkehr hiervon und von unserem Drang nach Befriedigung ist der Schlüssel zur Überwindung unserer Anhaftungen.

Die Lösung liegt aber nicht in der Unterdrückung der Sehnsüchte, ihrer Verteufelung auf dem Nährboden der Angst oder des Ekels; ein solcher Ansatz kann zu neurotischen Störungen führen.[3] Buddha schlägt vor, sich die Dinge einmal genau anzuschauen, die in uns vorgehen, sie zu verstehen und die Perspektive zu ändern von „Das bin ich“ hin zu „Es ist nur dies oder das“; durch genaues Verstehen der Natur von Sehnsucht, Begierde u.s.w. fällt sie ganz automatisch von uns ab, ganz ohne Kampf.

2. Nicht-Übelwollen und Absicht der Nicht-Grausamkeit

Auch hier liegt die Lösung hinsichtlich der Abkehr von Übelwollen und Grausamkeit nicht in deren Unterdrückung; bereits vor 2500 Jahren „erfand“ der Buddha das, was die moderne Verhaltenstherapie als „Gegenkonditionierung“ kennt. So heißt es in den Heiligen Lehrdichtungen des Buddhismus (den Dhammapada):

 5] In dieser Welt wird Hass niemals durch Hass überwunden;

Hass kann nur durch Liebe überwunden werden.

Dies ist ein ewiges Gesetz.

 Es geht hier nach herrschender Meinung ganz wesentlich um die Praxis der Liebenden-Güte (Metta). Wohlgemerkt gibt der Buddhist sich nicht damit zufrieden, unheilsame Taten zu unterlassen, sondern es ist von herausragender Bedeutung, Liebende-Güte zu schenken! Metta-Meditation ist also nicht einfach irgendeine nette Wohlfühlmeditation, die man mal macht, wenn man keine Lust auf Atembetrachtung hat; wenn wir Liebende-Güte praktizieren, dann befinden wir uns unmittelbar auf dem zweiten Glied des Achtfachen Pfades!

„Ziel“ harmonischer Absicht ist also, einen reinen und liebevollen Geist zu ent-wickeln (d.h., er ist da, er ist nur in unsere Vorstellungen und Konzepte ver-wickelt), um dann alle Wesen daran Teil haben zu lassen.


[1] MN 117

[2] MN 141

[3] (vgl. Sigmund Freud)

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